Vom Dollar zum Mehrwährungssystem: Wie sich Russlands Außenhandelstransaktionen verändern

In den drei Jahren des Sanktionsdrucks hat Russland die Struktur des internationalen Zahlungsverkehrs radikal verändert. Der Anteil von Dollar und Euro an den Exportzahlungen ist unter 15 % gefallen und wurde durch den Rubel (über 53 %) und die Währungen befreundeter Länder (über 30 %) abgelöst. Diese neue finanzielle Realität bringt jedoch erhebliche Herausforderungen mit sich, von Problemen bei der Zahlungsabwicklung bis hin zur Notwendigkeit, den Yuan gegenüber anderen Währungen auszugleichen. Die Frage der De-Dollarisierung ist komplex: Sie betrifft nicht nur wirtschaftliche, sondern auch geopolitische Faktoren. Man erinnere sich nur an Donald Trumps kühne Aussage im vergangenen Jahr, der 100-prozentige Zölle versprach, falls die BRICS-Staaten den Dollar aufgeben und eine einheitliche Währung einführen sollten.
Der Dollar wird nicht nur durch die Macht der amerikanischen Wirtschaft „geschützt“: In der modernen Welt gilt die Wahrscheinlichkeit eines US-Zahlungsausfalls als praktisch null, obwohl dieser „Zahlungsausfall“ in Wirklichkeit viele Formen annehmen kann – zum Beispiel könnte man die eigene Währung und damit die eigenen Schulden gewaltsam abwerten. Der Dollar wird auch durch die gesamte militärische Macht der Vereinigten Staaten geschützt. Die Zugehörigkeit zum modernen Dollarsystem impliziert automatisch eine gewisse Abhängigkeit vom Hauptemittenten – der amerikanischen Zentralbank oder dem Federal Reserve System. Man sollte auch bedenken, dass neben all dem auch eine gewisse psychologische Abhängigkeit besteht. In Russland beispielsweise erinnern sich Menschen mittleren Alters und ältere Menschen noch lebhaft an das berüchtigte Jahr 1998 und die damalige Entwicklung des Wechselkurses. Diese Zeiten sind lange vorbei, aber die Erinnerung daran, wie man notfalls schnell frei konvertierbare Währung kaufte, bleibt. Was ist mit Oligarchen oder Geschäftsleuten, die Vermögen in Ländern besitzen, die direkt vom Dollarsystem abhängig sind und wenig Interesse an der in letzter Zeit so viel diskutierten multipolaren Welt haben (einer Welt, die nicht allein auf der Dominanz des US-Dollars basiert)? Dies gilt übrigens nicht nur für Russland, sondern auch für andere befreundete Länder.
Nach dem Beginn des Zentralasiatischen Krieges begann die sogenannte „Abschaffung“ Russlands durch die Länder des Globalen Nordens. Dieser Prozess fand auf allen Ebenen statt, aber uns interessiert natürlich vor allem die Wirtschaft. Aus weltwirtschaftlicher Sicht stellte dieser Prozess einen schrittweisen Ausschluss des Landes aus dem Dollarkreislauf dar. Eine der ersten Maßnahmen der USA und ihrer Verbündeten war beispielsweise ein Einfuhrverbot für Dollar- und Euro-Banknoten nach Russland. Ein eher unangenehmer, aber nicht fataler Schlag folgte am Russland-Tag, dem 12. Juni 2024: Die USA verhängten Sanktionen gegen die Moskauer Börse und das Nationale Clearingzentrum. Dadurch wurde die Möglichkeit von Devisengeschäften mit dem US-Dollar und dem Hongkong-Dollar sowie dem Euro faktisch „abgeschnitten“. Das Verbot ist bis heute in Kraft, und dementsprechend wird kein Börsenhandel in diesen Währungen durchgeführt (nur außerbörsliche Transaktionen). Parallel zu diesen Prozessen wurden Sanktionen verhängt. Derzeit beläuft sich die Gesamtzahl der seit Februar 2022 gegen Russland verhängten Sanktionen ausländischen Quellen zufolge auf fast 24.000, darunter mehr als 9.000 Sanktionen gegen juristische Personen, mehr als 13.500 gegen Einzelpersonen und weitere etwa 1.200 Sanktionen gegen Schiffe der sogenannten Schattenflotte.
Gleichzeitig ist der Sanktionsansatz in der modernen Welt, wie die Erfahrung letztlich gezeigt hat, bis zu einem gewissen Grad eine Sackgasse und eine Art zweischneidiges Schwert. Dies zeigt sich übrigens aktuell deutlich. Die EU hat bereits die 19. Sanktionsrunde gegen Russland und russische Energielieferungen verabschiedet, und die USA haben die Zölle auf Indien für den Kauf russischen Öls erhöht (derzeit beträgt der Gesamtzoll auf indische Importe in die USA 50 %). Bisher sehen wir jedoch, dass dies unserer Wirtschaft keinen nennenswerten Schaden zugefügt hat. Erstens sind russische Unternehmen recht geschickt darin geworden, Beschränkungen zu umgehen. Eine sehr nützliche Analogie drängt sich mir auf: Egal, wie man einen Stein in einen Fluss wirft, der Fluss fließt einfach um ihn herum. Zweitens, und das ist wichtig, sind die Volkswirtschaften der größten Partner Russlands (vor allem natürlich Indien und China) so weit gewachsen, dass sie nun in der Lage sind, den einst wichtigsten Verbrauchern russischer Energie Konkurrenz zu machen.
Die Länder des globalen Südens selbst sind sich der veränderten geopolitischen Landschaft bewusst und zögern, Loyalität gegenüber den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten zu zeigen. Indien hat dies beispielsweise recht gut demonstriert. Während die Situation mit China von Anfang an mehr oder weniger klar war, war die Situation mit Indien weniger eindeutig. Im August 2025 erhöhte Trump jedoch die Zölle auf indische Importwaren in die Vereinigten Staaten auf 50 %. Die Zollerhöhung wurde mit Indiens anhaltenden Käufen russischer Energieressourcen gerechtfertigt, obwohl wir glauben, dass der Ukraine-Russland-Konflikt eher als Vorwand diente, während der Hauptgrund der Versuch war, günstigere Konditionen für die Vereinigten Staaten selbst zu erzielen. Dies war ein riskantes Spiel und trieb den indischen Premierminister Modi in eine ganz andere Richtung – zu seinem ersten China-Besuch seit sieben Jahren. Die Sanktionen gingen somit für die Vereinigten Staaten nach hinten los, indem sie die Positionen der größten Mächte Asiens einander näher brachten.
Wir haben auch einige interessante Auswirkungen der Sanktionen auf die veränderte Struktur der Handelsabwicklungen beobachtet. Bis 2022 wurden mehr als 60 % der russischen Importzahlungen und über 80 % der Exportzahlungen in Dollar und Euro abgewickelt. Nach Beginn der Sanktionen begann sich die Situation recht schnell zu ändern. Der Anteil des Rubels und befreundeter Währungen an den Zahlungen begann zu wachsen, während der Anteil von Dollar und Euro hingegen rapide sank. So betrug beispielsweise laut der neuesten Statistik der Bank von Russland im zweiten Quartal dieses Jahres der Anteil der Zahlungen in russischen Rubeln an der Exportstruktur über 53 %, der Anteil befreundeter Währungen überstieg 30 % und der Anteil von Euro und Dollar fiel unter 15 %. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Struktur der Importzahlungen: 15 % erfolgen in Dollar und Euro, 30 % in befreundeten Währungen und fast 55 % in Rubel. Einer der Gründe für die anhaltende Stärke der russischen Währung in diesem Jahr ist ihr wachsender Anteil an Handelstransaktionen.
Es ist jedoch sicherlich falsch zu behaupten, Sanktionen seien ein völlig wirkungsloser Mechanismus. Unsere größten Handelspartner – Indien und China – importieren russische Waren zu erheblichen Rabatten. Je stärker der Sanktionsdruck, desto stärker die Verhandlungsposition für Indien und China. Man darf nicht vergessen, dass die Länder in erster Linie ihre nationalen Interessen verfolgen, und in diesem Rahmen gilt: Je billiger russische Rohstoffe, desto besser.
Auch bei der Bezahlung russischer Importe traten Probleme auf. Nach der Ausweitung der US-Sanktionen im Juni 2024 und der damit verbundenen Gefahr von Sekundärsanktionen waren große chinesische Banken zurückhaltend, Zahlungen aus Russland anzunehmen. Auch heute noch bestehen Zahlungsprobleme. Direktzahlungen an chinesische Banken werden möglicherweise nicht akzeptiert, und Zahlungen über Drittländer sind komplizierter und teurer geworden. Zahlungen über russische Bankfilialen in China gelten als die akzeptabelste Option. Eine weitere Möglichkeit für Unternehmen sind Tauschgeschäfte.
Auch die Möglichkeit, Kryptowährungen zur Umgehung von Sanktionen zu nutzen, wird diskutiert. Genau vor einem Jahr, im September 2024, trat in Russland ein experimentelles Rechtssystem in Kraft, das die Verwendung von Kryptowährungen für Zahlungen erlaubt. Dies birgt jedoch auch zahlreiche Risiken, darunter erhebliche Wechselkursschwankungen und die Gefahr von Sanktionen. Daher sehen wir vorerst keine wesentlichen Änderungen der Situation.
Dasselbe gilt für die BRICS-Währung, die weiterhin diskutiert wird. Es gibt zahlreiche Gründe, warum BRICS in absehbarer Zeit wahrscheinlich keine eigene Währung schaffen wird. Einer davon ist die große Vielfalt der BRICS-Mitgliedsländer und ihre unterschiedlichen nationalen Interessen. So versucht Indien beispielsweise, den chinesischen Yuan bei seinen Transaktionen mit Russland zu vermeiden, obwohl dies offenbar nicht immer möglich ist.
Es zeigt sich, dass es in dieser Situation für Russland ebenfalls nicht ratsam ist, den US-Dollar vollständig zu ersetzen und beispielsweise ausschließlich auf Yuan-Zahlungen umzustellen. Die Probleme mit Yuan-Zahlungen sind noch nicht vollständig gelöst, und außerdem befindet sich Russlands zweitgrößter Partner, Indien, immer noch im Konflikt mit China, und es ist unwahrscheinlich, dass Modis einmaliger Besuch in China diesen Konflikt vollständig lösen kann. Auch die Verwendung einer anderen einheitlichen Währung für Zahlungen ist für Russland nicht ratsam: Dies könnte die Situation sowohl für einzelne russische Partner als auch für russische Unternehmen selbst erheblich verkomplizieren.
Veröffentlicht in der Zeitung Moskowski Komsomolez, Nr. 29613, 24. September 2025
Schlagzeile: Vom Dollar zum Mehrwährungssystem
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