Der schnelle Exit ist tot – so lange dauert es wirklich, bis Unicorn-Gründer abkassieren

Schnell reich mit dem Börsengang? Für viele Unicorns gilt das nicht mehr. Warum der Exit zur Langstrecke wird und was das bedeutet.
Der schnelle Exit-Traum vieler Startups hat sich ausgeträumt – zumindest, wenn man auf die Zahlen schaut. Laut einer Analyse des Stanford-Professors Ilya Strebulaev sind US-VC-finanzierte Unicorns im Schnitt 8,6 Jahre alt, wenn sie an die Börse gehen oder übernommen werden.

Und wer den Exit noch nicht geschafft hat, ist meist sogar noch älter: Das Durchschnittsalter privater Unicorns liegt bei 9,3 Jahren.
Die Botschaft: Die erfolgreichsten Startups sind keine kurzfristigen Hypes, sondern langfristige Projekte. Rund 60 Prozent aller Unicorns schaffen den Exit zwischen dem sechsten und dem fünfzehnten Jahr nach Gründung.
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Das gibt Gründerinnen und Gründern einen soliden, realistischen Planungshorizont – und räumt mit der Vorstellung auf, dass nach der Series C direkt der Börsengang folgt.
Der Trend geht klar in Richtung: lieber länger privat als schlecht bewertet öffentlich. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist heute deutlich mehr privates Kapital im Markt als noch vor einigen Jahren.
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Viele große VCs haben auch Growth-Fonds aufgesetzt, mit denen sie in späte Finanzierungsrunden investieren können. Neben den klassischen VC-Playern sind auch die alternativen Kapitalgeber zahlreicher geworden.

Zudem ermöglichen Sekundärmärkte Liquidität, ohne dass ein IPO nötig ist. Secondary Deals – bei denen bestehende Anteile an neue Investoren verkauft werden – sind mittlerweile gängige Praxis.
Die Aktienmärkte sind volatil, reagieren sensibel auf geopolitische Spannungen – und davon gibt es derzeit genug. Vor allem Tech-Startups müssen mit niedrigeren Bewertungen leben, als noch vor wenigen Jahren. Hinzu kommen überladene Cap Tables mit vielen kleinen Investoren, die ein öffentliches Listing zusätzlich erschweren.

Strebulaevs Prognose ist daher eindeutig: Viele Unicorns werden noch deutlich länger privat bleiben – nicht aus Mangel an Ambitionen, sondern weil das Umfeld es erfordert. Solange genug Kapital vorhanden ist, der IPO aufwendig, teuer und hoch reguliert bleibt und niedrige Bewertungen keine Option sind, gilt: Geduld zahlt sich aus.
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businessinsider