Börsenschwankungen erhöhen das Sterberisiko

Eine neue Studie, die mehr als 12 Millionen Todesfälle untersuchte, hat gezeigt, dass die Volatilität des Aktienmarktes mit einer erhöhten Zahl von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Selbstmorden einhergeht.
Sowohl Höhen als auch Tiefen an den Aktienmärkten bergen ernsthafte Gesundheitsrisiken, insbesondere für ältere Männer und Personen mit niedrigerem Bildungsniveau, heißt es in der im Fachmagazin „Engineering“ veröffentlichten Studie.
EIN NEUES RISIKO FÜR DIE ÖFFENTLICHE GESUNDHEIT?
Bei der Analyse einzelner Sterbedaten, die zwischen 2013 und 2019 auf dem chinesischen Festland gesammelt wurden, stellte das Forschungsteam fest, dass es auffällige Zusammenhänge zwischen Schwankungen an den Aktienmärkten und der Sterberate gibt.
Demnach führte ein täglicher Rückgang der Aktienkurse um ein Prozent zu einem Anstieg der Todesfälle durch Herzinfarkt und Schlaganfall um 0,74 bis 1,04 Prozent. Der gleiche Rückgang erhöhte auch das Suizidrisiko um 1,77 Prozent.
Ein Anstieg des Aktienmarktes um 1 Prozent war mit einem Anstieg der kardiovaskulären Todesfälle um 0,85 Prozent und der Selbstmordrate um 0,92 Prozent verbunden.
Es wurde festgestellt, dass insbesondere Preisschwankungen innerhalb eines Tages (Intraday-Volatilität) das Suizidrisiko erhöhen.
Als die beiden empfindlichsten Folgen erwiesen sich hämorrhagischer Schlaganfall und Suizid.
WER IST GEFÄHRDET?
Die Untersuchung ergab, dass einige Bevölkerungsgruppen stärker von diesen Schwankungen betroffen waren.
Hierzu zählen Personen im Alter von 65 bis 74 Jahren, Männer, Personen mit Sekundarschulabschluss oder weniger sowie Personen, die in Zentralchina leben.
Ein interessantes Ergebnis ist, dass die Selbstmordrate in der wärmeren Jahreszeit zunimmt, während die Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den kälteren Monaten höher ist. Dies deutet auf eine komplexe Wechselwirkung zwischen finanziellem Stress, Physiologie und Umweltfaktoren hin.
WIE KANN ES DIE GESUNDHEIT BEEINFLUSSEN?
Experten gehen davon aus, dass Stresshormone für die Ergebnisse verantwortlich sind. Plötzliche finanzielle Verluste oder Gewinne aktivieren Hormone wie Cortisol und Katecholamine, die den Blutdruck erhöhen, Blutgefäße entzünden, den Herzrhythmus stören und Blutgerinnsel auslösen.
Dies kann wiederum zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Finanzielle Verluste können zudem das Gefühl der Hoffnungslosigkeit verstärken, insbesondere bei Menschen unter Druck, und das Suizidrisiko erhöhen.
Doch Forscher betonen laut Scienceblog auch: „ Aktienmarktgewinne haben auch ihre Schattenseiten. Angst, etwas zu verpassen, oder Reue über einen falschen Handel können ebenfalls starke Stressreaktionen auslösen.“
NICHT NUR ANLEGER BETROFFEN
Nicht alle in der Studie untersuchten Todesfälle betrafen aktive Anleger. Es könnte jedoch indirekte Auswirkungen gegeben haben.
So können beispielsweise Rentenfonds, private Ersparnisse und sogar Marktnachrichten in den Nachrichten zu weit verbreitetem Stress in der Gesellschaft führen.
Die Autoren der Studie machen einige Vorschläge zur Reduzierung dieser Risiken.
Dazu gehören die Verbesserung der psychiatrischen Dienste in Zeiten wirtschaftlicher Abschwünge, die Förderung der Finanzkompetenz, die Stärkung von Unterstützungsnetzwerken in der Gemeinschaft, die Durchführung öffentlicher Informationskampagnen zum Stressmanagement und die Gewährleistung einer transparenteren Marktsteuerung durch die Berücksichtigung der psychologischen Auswirkungen von Wirtschaftsnachrichten.
ntv