Niederlande als abschreckendes Beispiel: Spanien will Einwohner bei Bankenfusionen beraten


Die spanische Regierung wird die spanische Bevölkerung zu ihrer Meinung zu einem Plan zur Fusion der zweiten und vierten Bank des Landes befragen. Ab morgen findet für zwei Wochen eine Beratung statt.
Bei den betroffenen Banken handelt es sich um BBVA und Banco Sabadell. BBVA ist das zweitgrößte Unternehmen Spaniens. Darüber hinaus ist die Bank in Portugal sowie Mittel- und Südamerika groß. An der Börse ist BBVA rund 80 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: ING, die größte niederländische Bank, ist an der Börse rund 57 Milliarden Euro wert.
Sabadell ist ursprünglich eine regionale spanische Bank, die in Katalonien gegründet wurde. Mittlerweile ist das Unternehmen in ganz Spanien sowie unter anderem im Vereinigten Königreich und in Mexiko aktiv. Der Marktwert der Banco Sabadell beträgt rund 14 Milliarden Euro.
Feindliches ÜbernahmeangebotBBVA ist seit Jahren hinter der Banco Sabadell her, sagt Richard Hogenkamp, Korrespondent von RTL Nieuws in Spanien. Fusionsgespräche scheiterten zweimal und nun hat BBVA ein feindliches Übernahmeangebot für Sabadell vorgelegt.
Die spanische Regierung ist zwar eigentlich dagegen, hat aber nicht wirklich genügend Argumente. Jetzt werden sie die Gesellschaft um eine Meinung bitten.
Mehrheit ist dagegen„Es ist das erste Mal, dass so etwas in Spanien passiert ist und unseres Wissens auch das erste Mal in Europa“, sagte Hogenkamp.
Umfragen unter Spaniern zeigen, dass eine Mehrheit eine Fusion lieber nicht sehen würde. Sollte die Übernahme stattfinden, würden in Spanien nur noch drei große Banken übrig bleiben, sagt er. Neben der neuen fusionierten Bank sind dies Banco Santander und CaixaBank.
NiederlandeViele Spanier meinen, drei Großbanken seien zu wenig. Als bedrohliches Beispiel würden in der Diskussion oft die Niederlande genannt, sagt Hogenkamp. Dann heißt es: „In den Niederlanden gibt es nur noch drei große Banken und die Zahl der Bankfilialen in den Niederlanden ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen.“
Die Spanier legten nach wie vor großen Wert darauf, eine Bankfiliale in der Nähe zu haben, in die sie einfach gehen und mit echten Menschen sprechen könnten, erklärt Hogenkamp. „Sie gehen davon aus, dass die Bankfilialen geöffnet bleiben, wenn die Fusion nicht zustande kommt.“
Unterdessen hält sich die Banco Sabadell bedeckt. Sie wissen, dass sie die öffentliche Meinung grundsätzlich auf ihrer Seite haben.
Spanischer oder globaler Maßstab?Der oberste Chef der BBVA sei jedoch der Ansicht, dass dies nicht auf spanischer, sondern auf europäischer und globaler Ebene betrachtet werden müsse, sagt Hogenkamp. Und auf globaler Ebene spielten die europäischen Banken eine zu kleine Rolle, sagt der CEO der BBVA. Er möchte, dass es wenige große europäische Banken gibt, die in der globalen Spitze mitspielen, etwa drei. Die Liste der größten Banken der Welt besteht mittlerweile hauptsächlich aus amerikanischen und chinesischen Banken.
Ob der BBVA-Chef mit seinem Appell die Spanier überzeugen könne, sei fraglich, sagt Hogenkamp. „Ich finde aber, man sollte seine Geschichte eher als einen Appell an die Europäische Zentralbank sehen, die dazu natürlich auch etwas zu sagen hat.“
In diesem Video sehen Sie, wie viel Ersparnis ausreicht:
RTL Nieuws