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KOMMENTAR - Elon Musk setzt falsche Prioritäten: Statt die Tesla-Kunden zu versöhnen, forciert er Robotaxis mit zweifelhafter Technologie

KOMMENTAR - Elon Musk setzt falsche Prioritäten: Statt die Tesla-Kunden zu versöhnen, forciert er Robotaxis mit zweifelhafter Technologie
Demonstration gegen Elon Musk und Tesla im texanischen Austin.

Joel Angel Juarez / Reuters

Der einstige Glanz des Elektroauto-Pioniers Tesla ist verblasst. 2025 entwickelt sich für die Kernfirma von Elon Musk schlecht, in Europa sogar katastrophal. Schon im Vorjahr liefen die Geschäfte mässig. Weltweit ist der Absatz von Tesla im ersten und zweiten Quartal um jeweils 13 Prozent gesunken, der Gewinneinbruch war noch viel grösser. Doch statt die bestehenden Probleme zu lösen, will Musk nun Robotaxis, also selbstfahrende Autos, voranbringen. Kann das gut gehen?

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Tesla kämpft in allen drei grossen Märkten mit Schwierigkeiten. Mit Abstand am schlimmsten ist es in Europa, wo der Tesla-Stolz der oft linksliberalen progressiven Kunden nicht mehr offen zur Schau gestellt wird. Der Grund dafür ist die massive Unterstützung Musks von Donald Trump. Hinzu kommt seine Sympathie für rechtsnationale Parteien in einigen europäischen Ländern. Auf manchem Tesla sieht man denn auch den Aufkleber «I bought this before Elon went crazy».

Allein in Deutschland, dem grössten europäischen Markt, sind die Verkäufe im ersten Halbjahr um knapp 60 Prozent eingebrochen, obwohl der Gesamtmarkt für E-Autos deutlich angezogen hat. Sogar Marken wie MG Roewe, Mitsubishi und Suzuki verkauften mehr Autos als Tesla. In vielen anderen europäischen Märkten sieht es ähnlich aus. Auch in China büsst Musk Marktanteile ein. Zwar nimmt die Konkurrenz im Elektrosegment weltweit generell zu, doch das Reich der Mitte ist der mit Abstand wettbewerbsintensivste Markt. Konkurrenten wie BYD und Xiaomi sowie manche unbekannte Marke setzen Tesla zu.

Auch im Heimatland USA polarisiert Musk stark. Börsianer sind zudem verschreckt, weil aus der einstigen «Bromance» mit Trump eine offene Feindschaft geworden ist. Jüngst drohte Musk sogar mit der Gründung einer eigenen Partei. Daraufhin stellte Trump ihm ein mögliches Ende der Subventionen für seine Firmen in Aussicht. Vielen war früh klar, dass zwei so grosse Egos im Weissen Haus keinen Platz haben. Doch wenn sich der reichste Mann der Welt mit dem mächtigsten Mann der Welt anlegt, gewinnt mit grosser Wahrscheinlichkeit der mächtigste Mann.

Viele Anleger und Kunden schätzen die politischen Exkursionen und die damit einhergehende Vernachlässigung seiner Firmen überhaupt nicht. Tesla hat mit Ausnahme des weitgehend gefloppten Cybertrucks seit Jahren kein neues Modell auf den Markt gebracht, sondern seinen Produkten bestenfalls ein Facelift verpasst. Die Modellpalette ist entsprechend völlig überaltert. Zudem kritisieren Experten, Tesla habe seine Innovationsführerschaft verloren. Dazu kommen eine unklare Strategie und eine chaotische Personalpolitik beim Topmanagement.

Musk verfolgt gewagten Ansatz beim autonomen Fahren

Jetzt wendet sich Musk Robotaxis, humanoiden Robotern und künstlicher Intelligenz zu. Ein neuer billigerer Tesla, der laut Medienberichten womöglich Model 2 hätte heissen sollen, scheint nicht zu kommen. Dafür bewirbt und testet er nun selbstfahrende Autos intensiv. Vor kurzem hat sich ein Fahrzeug aus der Fabrik in Austin (Texas) offenbar zu einem 30 Minuten entfernt wohnenden Kunden selbst ausgeliefert. Das war ein guter Reklame-Coup.

Doch in den USA liegt bei den Robotaxis Googles Waymo deutlich vor Tesla, und auch in China gibt es schon selbstfahrende Autos. Zudem verfolgt Musk einen gewagten Ansatz. Er verlässt sich allein auf Kameras, wogegen die gesamte Konkurrenz neben Kameras auch Radare und Lidar verwendet. Diese Kombination gilt verkehrstechnisch als deutlich sicherer, was nicht nur bei den Behörden einen erheblichen Vorteil bringt, sondern auch bei den Kunden.

Derzeit sind die Aussichten für Tesla also düster und eine Trendwende ist nicht erkennbar. Doch Elon Musk hat in seinem Leben oft gezeigt, dass er das Unmögliche möglich machen kann – schon bei Tesla und auch bei Space X und Starlink. Deshalb sollte man den genialen Exzentriker nicht unterschätzen und schon gar nicht abschreiben.

Sie können dem Frankfurter Wirtschaftskorrespondenten Michael Rasch auf den Plattformen X, Linkedin und Xing folgen.

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