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«Ein Meilenstein in der Schweizer Münzgeschichte»: Vor dem Goldvreneli-Gate feierten sich die Behörden selbst

«Ein Meilenstein in der Schweizer Münzgeschichte»: Vor dem Goldvreneli-Gate feierten sich die Behörden selbst
Goldvreneli «100 Jahre 100-Franken-Vreneli».

Die Eidgenössische Münzstätte nennt sich seit 1998 Swissmint. Die hippe Namensänderung kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine Behörde handelt, in der die Welt selten neu erfunden wird: Von Fünfräppler bis Fünfliber sehen die Schweizer Umlaufmünzen, deren Prägung die wichtigste Aufgabe von Swissmint ist, seit 1850 praktisch gleich aus.

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Glänzen kann Swissmint nur mit der Herausgabe von Sondermünzen. Diese Möglichkeit wird von dem Geschäftsleiter Ronnie Mocker und seinem Team rege genutzt: 2025 gab es bereits eine Sondermünze für den Künstler Jean Tinguely (100. Geburtstag), das Schweizer Bundesgericht (150. Geburtstag) sowie das Cern, das Genfer Forschungszentrum für Teilchenphysik (einfach so).

Diese Woche kam aber eine ganz besondere Sondermünze in den Verkauf: «100 Jahre 100-Franken-Vreneli». Bereits im Januar rührte Swissmint an der World Money Fair in Berlin, der grössten Münzenmesse der Welt, die Werbetrommel für die «streng limitierte Auflage» von 2500 Exemplaren: «Die Lancierung des neuen Goldvrenelis mit Hommage an das Original aus 1925 markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Schweizer Münzgeschichte», schrieb die Behörde damals.

Das Selbstlob blieb nicht ohne Wirkung: Als das neue Goldvreneli am 1. Juli in den Verkauf kam, war der Andrang so gross, dass der Web-Shop der Behörde innert kürzester Zeit zusammenbrach. Nur ganz wenige der «geschätzt mehreren hunderttausend Interessenten» konnten sich für 3500 Franken ein Goldvreneli sichern. Und von denen, die scheinbar zu den Glücklichen gehörten, wurden einige doch noch enttäuscht, weil ihre Bestellung im Nachhinein von Swissmint annulliert wurde. «Ein Megafrust», meinte ein Betroffener zum «Blick». Statt Lobeshymnen für das Münzdesign erntete Swissmint Hass-E-Mails.

Ronnie Mocker, Geschäftsleiter von Swissmint, 2025.

Es ist nicht die erste IT-Panne der Behörde: Im Januar 2022, als die Sondermünze «Platinum» herausgegeben wurde, krachte der Server ebenfalls zusammen. Zu den «Glücklichen», die damals für 799 Franken eine Münze ergattern konnten, gehörte Ronnie Mocker, damals noch einfacher Mitarbeiter, seit 2023 Chef von Swissmint.

Mocker, dessen Behörde gemäss eigenen Angaben «zum Wohl der Bevölkerung» arbeitet, erstand die Münze aber nicht als begeisterter Sammler, sondern als von Profit gesteuerter Spekulant: Wenig später verkaufte er die Münze als «Ronnie_75» auf Ricardo und erzielte damit einen Gewinn von 2500 Franken.

Im Nachhinein dürfte sich Mocker ärgern, er hat aufs falsche Pferd gesetzt: Mit den neuen Goldvreneli wird deutlich mehr Geld gemacht. Diese gehen online bereits für mehr als 10 000 Franken weg.

nzz.ch

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