In Indien wird eine Brücke mit einer 90-Grad-Kurve zum Gespött des Landes
Die L-förmige Brücke, deren Baukosten rund 1,8 Millionen Euro betrugen, sollte die Wartezeiten an einem Bahnübergang verkürzen. Wegen der damit verbundenen Gefährdung der Verkehrssicherheit ist die Brücke weiterhin für den Verkehr gesperrt, sechs Ingenieure wurden suspendiert.
Der Vorfall wurde in Indien in den sozialen Medien und sogar in den nationalen Medien breit verspottet. Eine 648 Meter lange und 8,5 Meter breite Brücke in der Stadt Bhopal in Madhya Pradesh (Zentralindien) machte in den letzten Wochen Schlagzeilen.
Nicht etwa, weil sich die Baustelle verzögert hätte oder die Kosten das Budget deutlich überschritten hätten, wie es in Indien oft der Fall ist. Die Brücke sei wegen ihrer Form verspottet worden, berichtet die Website des 24-Stunden-Nachrichtensenders New Delhi Television ( NDTV ) . Die Infrastruktur beinhalte eine 90-Grad-Kurve. „Die Anwohner nennen sie jetzt scherzhaft keine Brücke, sondern eine ‚Statue der Verwirrung‘ “ , so das indische Medienunternehmen weiter.
Ziel des Projekts war es, die Wartezeiten an einem Bahnübergang zu verkürzen. Auch bei der Brücke, deren Bau im März 2023 begann, kam es zu Verzögerungen. Das Projekt sollte in 18 Monaten abgeschlossen sein, dauerte jedoch 36 Monate, teilweise aufgrund von „Koordinationsproblemen zwischen dem Bauamt und der Eisenbahn“, berichtet der Indian Express .
Der verantwortliche Bauingenieur erklärte, dass ihm aufgrund des Grundstücksmangels an dieser Stelle keine andere Wahl bliebe, als eine L-förmige Brücke zu bauen. Diese werde nur von leichten Fahrzeugen befahren, fügte er hinzu, schwere Fahrzeuge seien nicht zugelassen.
Die Strecke bleibt aufgrund der Sicherheitsrisiken, die die Konstruktion birgt, vorerst gesperrt. „Sieben Beamte, darunter sechs Ingenieure des Bauamts der Regierung von Madhya Pradesh, wurden am Samstag, dem 28. Juni, suspendiert“, berichtete The Hindu . Gegen einen pensionierten Ingenieur wurde eine Untersuchung wegen der „fehlerhaften Konstruktion“ der neu errichteten Eisenbahnbrücke in der Landeshauptstadt angeordnet.
Die für die Arbeiten zuständige Agentur und ein am Entwurf beteiligter Berater wurden auf die schwarze Liste gesetzt, so der Ministerpräsident des Bundesstaates, Mohan Yadav, der „schwere Fahrlässigkeit beim Bau“ der Brücke bemängelte. Die Eröffnung werde nach Sanierungsarbeiten erfolgen, versicherte er. Er und seine Regierung sind wegen des 180 Millionen Rupien (rund 1,8 Millionen Euro) teuren Projekts in die Kritik geraten.
Courrier International
