Weniger Amerikaner an der Art Basel: Die Zollpolitik macht Kunstkäufe schwieriger


Georgios Kefalas / Keystone
Der diesjährige Besuch der Kunstmesse Art Basel war eine schweisstreibende Angelegenheit. Draussen herrschten tagsüber Temperaturen von über 30 Grad, und auch in den Messehallen forderte die Wärme Besuchern und Ausstellern viel ab.
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Am Sonntag, als es besonders heiss war, waren im Vergleich zu anderen Jahren auffallend wenig Besucherinnen und Besucher anzutreffen. Normalerweise drängt sich an diesem letzten Tag der Messe das Publikum an den Ständen der Galeristen aus aller Welt. Man braucht dann Glück, um wenigstens einen kurzen Blick auf die Werke besonders angesagter Künstler werfen zu können.
Der Veranstalter der Art Basel, der Basler Messebetreiber MCH, vermeldete am Sonntag gleichwohl «einen Besucherandrang von 88 000». Nicht erwähnt wurde im Mediencommuniqué der letztjährige Publikumsaufmarsch. Dieser lag mit 91 000 Besuchern um 3 Prozent höher. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie waren die jährlichen Besucherzahlen sogar auf bis zu 95 000 gestiegen.
Für das breite Publikum ist die Art Basel ein teures Vergnügen geworden. 69 Franken kostete dieses Jahr eine reguläre Tageskarte, die Benutzung des öffentlichen Verkehrs innerhalb der Stadt Basel inbegriffen.
Laut MCH liegt der Preis von 69 Franken im Bereich dessen, was die Veranstalter «vergleichbarer internationaler Kulturveranstaltungen» für den Eintritt verlangen. Was den Besucherrückgang anbelangt, erklärt der Messeveranstalter ebenfalls auf Anfrage: «Solche Schwankungen sind im Jahresvergleich üblich und nicht zwingend Ausdruck struktureller Veränderungen.»
Die Grossbank UBS äussert sich als Sponsor entspanntDie Grossbank UBS, die als sogenannter Global Lead Partner die Art Basel in der internationalen Vermarktung unterstützt und ausgewählte Besucher am Rande der Messe auch in eigenen Räumlichkeiten empfängt, scheint dem Rückgang ebenfalls nicht viel Bedeutung beizumessen. «Die Art Basel in Basel ist und bleibt die weltweit wichtigste Messe für moderne zeitgenössische Kunst», lässt sich Eric Landolt zitieren, der mit seinem Team vermögende Kunden im Bereich Kunst berät.
Unter Galeristen herrschte gleichwohl eine gewisse Nachdenklichkeit. Vermisst wurden vor allem Gäste aus den USA. Solche seien im Vorjahr merklich häufiger anzutreffen gewesen, beklagten Aussteller im Gespräch.
Diese Entwicklung erstaune sie nicht, meinte eine Galeristin aus Wien. Der Export von Kunstobjekten aus Europa in die Vereinigten Staaten drohe sich wegen der amerikanischen Zollpolitik stark zu verkomplizieren und zu verteuern.
Verunsicherte TransportunternehmenNoah Horowitz, der in der Konzernleitung von MCH die Verantwortung für die Art Basel sowie ihre Schwesterveranstaltungen in Miami, Hongkong, Paris und neu in Katar trägt, bestreitet im Gespräch mit der NZZ eine Abnahme bei den Besuchern aus den USA. Im VIP-Segment, womit MCH die besonders kauffreudige Klientel der privaten Sammler und der Einkäufer von Museen bezeichnet, seien die Zahlen in den vergangenen zwei, drei Jahren konstant ausgefallen. Konkrete Angaben zur Herkunft der Besucher publiziere man aber nicht, ergänzt Horowitz.
Der Manager, der selbst von den USA aus arbeitet, betont zudem, dass Kunst bis anhin von den Strafzöllen ausgenommen worden sei. Allerdings, so räumt er ein, gebe es viel Unsicherheit im Markt. Speditionsfirmen fragten sich zunehmend, wie internationale Sendungen von Kunst zu behandeln seien.
Als Nächstes wird MCH Ende Oktober die Schwesterveranstaltung der Art Basel in Paris durchführen. Anfang Dezember wird Miami an der Reihe sein. Gefragt, ob MCH mit allen diesen Anlässen das Original in Basel nicht kannibalisiere, sagt Horowitz, es gebe Raum für eine grosse Zahl von Kunstmessen. Ermutigend sei, dass zunehmend jüngere Besucherinnen und Besucher den Weg an solche Veranstaltungen fänden.
Kunstmarkt schrumpft zum zweiten Mal in FolgeZugleich muss sich der Basler Messeveranstalter schon heute im Wettbewerb mit rund 300 Messen für moderne Kunst messen. Und der Kuchen im Geschäft mit der Kunst wird kleiner. Im vergangenen Jahr fielen die weltweiten Verkäufe laut dem Marktforschungsunternehmen Arts Economics zum zweiten Mal in Folge, um 12 Prozent auf 57,5 Milliarden Dollar. Dies deutet darauf hin, dass der Kunstmarkt seinen Höhepunkt bis auf weiteres überschritten hat.
Der wachsende Protektionismus sowie steigende geopolitische Unsicherheiten treiben auch die Marktbeobachter von Arts Economics um. Für das langfristige Wachstum sei es essenziell, dass im Handel mit Kunst Landesgrenzen weiterhin relativ uneingeschränkt überschritten werden könnten, hielt das irische Unternehmen im April fest.
nzz.ch