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Solar-Boom vorbei: Warum Solardächer nicht mehr gefragt sind

Solar-Boom vorbei: Warum Solardächer nicht mehr gefragt sind

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde dieser Tage ein Meilenstein erreicht: Fünf Millionen Photovoltaikanlagen (PV) sind dann hierzulande in Betrieb. Doch vielen Unternehmen aus der Branche ist nicht nach Feierlichkeiten zumute. „Die Nachfrage geht derzeit Monat für Monat zurück“, sagte Peter Knuth dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Er ist der Geschäftsführer der Firma Enerix - ein Veteran unter den Solarinstallateuren und zugleich Vorsitzender vom Bundesverband des Solarhandwerks (BDSH). Um gut 40 Prozent ist nach seinen Angaben in den ersten vier Monaten im Vergleich zum Vorjahr der Zubau von Solaranlagen mit einer Spitzenleistung von 10 Kilowatt (kW) zurückgegangen. Das ist unter Hausbesitzern die weitaus beliebteste Kategorie der Apparaturen, die Sonnenstrahlen in Strom verwandeln.

Auch der größere Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) meldet ein Minus, und zwar von rund einem Viertel bei allen Dachanlagen (maximal 30 kW) für die Zeit von Anfang Januar bis Ende April. Dabei war das Interesse der Eigenheimeigner an der Photovoltaik während der Pandemie heftig in Schwung gekommen.

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Peter Knuth, Vorsitzender vom Bundesverband des Solarhandwerks

Mit dem Ukrainekrieg und der Explosion der Strompreise gab es einen weiteren sehr kräftigen Schub. Energie-Autarkie war angesagt. Wobei in der Regel nur ein Teil des auf dem Dach erzeugten Stroms selbst verbraucht wird. Der andere Teil wird ins Netz eingespeist. Für jede Kilowattstunde gibt es dafür eine im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantierte Vergütung für 20 Jahre.

Der Nachfrageeinbruch kam um den Jahreswechsel, wobei da die mittlerweile deutlich erkennbare Normalisierung der Strompreise eine wichtige Rolle spielte. Die Folge: In der mittelständisch-handwerklich geprägten Zunft der Solarinstallateure mussten in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche Betriebe aufgeben - wegen Auftragsmangels. „Insolvenzen und Schieflagen von Anbietern rühren daher, dass ein sehr harter Wettbewerb entstanden ist“, erläutert Knuth. Preisdruck sei wegen voller Lager entstanden. „Das Prinzip ist derzeit: Alles muss raus, damit die Unternehmen noch einigermaßen über Liquidität verfügen können“, fügt der BDSH-Vorsitzende hinzu.

Der BSW sieht hingegen ein eher gemischtes Lagebild. Denn der Flaute bei den privaten Dachanlagen stehen zahlreiche Projekte für gewerbliche Solarparks auf grünen Wiesen gegenüber. So bewerteten von den mehr als 1000 Mitgliedsbetrieben des Verbandes - darunter ein Drittel Handwerker - 24 Prozent ihre Geschäftslage im ersten Quartal als gut, allerdings 29 Prozent als schlecht. 47 Prozent votierten mit „befriedigend“.

BSW-Chef Carsten Körnig erläuterte gegenüber dem RND: „Bei einigen Handwerksbetrieben wird die nachlassende Nachfrage stärker wahrgenommen als es die reinen Zahlen widerspiegeln.“ Der Grund: In der Boomphase seien bundesweit hunderte Betriebe aus dem konventionellen Elektrohandwerk in die Solarbranche eingestiegen. Die reduzierte Nachfrage verteile sich nun auf mehr Installationsunternehmen.

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Jetzt seien die Kunden wieder König, Preis- und Qualitätsbewusstsein gestiegen. Hinzu komme, dass auch die Gewinnmargen infolge des Wettbewerbsdrucks teils deutlich gesunken seien. „Während in den letzten Jahren niedrig hängende Früchte relativ leicht geerntet werden konnten, ist die Kundengewinnung jetzt wieder etwas anspruchsvoller geworden“, so der BSW-Chef.

Ein weiterer Faktor ist das noch von der Ampelregierung beschlossene Solarspitzengesetz, das offenbar viele potenzielle private Solarstromer verschreckt. Häufig würden Hausbesitzer die neuen Regelungen missverstehen, erläutert Enerix-Geschäftsführer Knuth. So gibt es seit Ende Februar bei negativen Preisen am Strommarkt keine Vergütung mehr für solare elektrische Energie, die ins Netz eingespeist wird. Zuvor gab es knapp 8 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings treten derartige Situationen mit einem Strom-Überangebot nur bei etwa 5 Prozent der jährlichen Betriebszeit auf.

Für noch mehr Irritationen sorgt, dass Neuanlagen nun nur noch 60 Prozent ihrer Leistung einspeisen dürfen. Dies gilt aber nur, wenn der Hausbesitzer über keinen intelligenten Stromzähler oder eine Steuerbox für seine Solaranlage verfügt.

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Für Knuth geht es nun vor allem um eins: „Wir brauchen eine klare Kommunikation seitens der verantwortlichen Politiker, dass unsere Kunden verstehen, wie es wirklich gemeint ist. Denn das Gesetz ist im Prinzip nicht schlecht.“ Eindeutige Ansagen müsse es ferner für eine weitere Förderung des Heizungstauschs geben - Wärmepumpen und PV-Anlagen werden häufig in einem Rutsch und von denselben Handwerkern installiert.

Der Enerix-Chef plädiert zudem dafür, die immer wieder aufflammende Diskussion über Subventionen für Solaranlagen zu beenden. Er kann sich sogar vorstellen, die EEG-Vergütungen vollständig zu streichen. Denn PV-Anlagen mit moderner Speicher- und Steuertechnik rechneten sich auch ohne die staatliche Förderung: „Es ist ein wirtschaftlicher Vorteil, private Wohnhäuser mehr und mehr autark zu machen.“

rnd

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