Römischer Alpha-Mann scheitert an römischer Alpha-Frau: Giorgia Meloni lässt Unicredit-Chef Andrea Orcel auflaufen


Es ist nicht so, als hätte man seine Kapitulation nicht kommen sehen. Die Partie gegen Giorgia Meloni endete für Andrea Orcel mit einer Niederlage. Die römische Alpha-Frau zwang den römischen Alpha-Mann in dieser Woche in die Knie.
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Am Morgen danach machte Europas erfolgreichster Bankchef gute Miene zum bösen Spiel. «Ich bin entspannt und freue mich auf den Urlaub», sagte der Chef der italienischen Bank Unicredit dem Börsensender Class CNBC und lächelte gequält in die TV-Kamera. Sie dagegen blickt am Tag darauf herausfordernd vom Titelbild des US-Magazins «Time». «Wohin Giorgia Meloni Europa führt», steht unter dem Cover-Foto der italienischen Regierungschefin.
Knallharter Dealmaker und Liebling der AktionäreEs spiegelt trefflich die neuen Verhältnisse wider. Orcel blieb in dieser Woche nichts anderes übrig, als sein 14 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot an den Banco BPM zurückzuziehen. Acht Monate lang hatte der gefeierte Investmentbanker und Ex-UBS-Manager versucht, sich Italiens drittgrössten Bankkonzern zu schnappen. Nun blies er den Angriff ab.
Der knallharte Dealmaker musste sich der römischen Regierung beugen, die ihre eigenen Pläne mit dem Banco BPM verfolgt. Für den Aktionärsliebling Orcel, der seinen steilen Aufstieg der Macht der Märkte verdankt, war es eine böse Schlappe. Und was soll man sagen: Für die Marktwirtschaft gilt das auch.
Der Unicredit-Chef hatte mit seinen Avancen im vergangenen November den Zorn der italienischen Regierung auf sich gezogen. Denn Meloni selbst möchte ihren Einfluss auf die Bankbranche ausbauen und treibt dazu eine Fusion von BPM mit der sanierten Krisenbank Monte dei Paschi di Siena und der Mailänder Geschäftsbank Mediobanca voran.
Pech für Orcel: Die zielstrebige Ministerpräsidentin erliess am 18. April eine Verordnung, in der sie Unicredit unerfüllbare Auflagen für die BPM-Übernahme machte. Als Begründung gab Meloni den Schutz nationaler Sicherheitsinteressen an. Das klang befremdlich, schwang sich doch eine italienische Bank zur Fusion mit einer anderen italienischen Bank auf. Einstweilen verfehlte der Eingriff seine Wirkung aber nicht: Die Regierung legte de facto ein Veto ein.
Auch Bundeskanzler Merz will ihn bremsenFür Orcel war das bitter. Der 62-Jährige schreibt seine Erfolgsgeschichte im europäischen Banking nun seit 2021 in Mailand als Chef von Unicredit fort. Er zündete mit dem Effizienzprogramm «Unicredit Unlocked» ein Kursfeuerwerk. «Als paneuropäische Bank haben wir achtzehn Quartale in Folge unsere Ergebnisse übertroffen», brüstete sich Orcel am Mittwoch vor Analysten.
Was ihm in seiner CEO-Karriere aber fehlt, ist ein grosser Deal. So wie die Verhältnisse nun sind, sieht es nicht danach aus, dass ihm bald eine Megaübernahme gelingen könnte.
Auch in Deutschland stösst der Italiener in der Politik auf Widerstand. Seit seinem Einstieg bei der Commerzbank in Frankfurt im vergangenen September hat Orcel die Unicredit-Beteiligung auf 30 Prozent erhöht. Doch Bundeskanzler Friedrich Merz hat ihn erst neulich wieder aufgefordert, sich aus der Commerzbank zurückzuziehen. Auch in Deutschland sind Bankenfusionen gegenwärtig unbeliebt.
nzz.ch