Deutschlandticket: Gute Bilanz nach zwei Jahren

Zwei Jahre nach seinem Start hat sich das Deutschlandticket – einigem Streit und vielen Debatten zum Trotz – als Erfolgsmodell etabliert. Mindestens 13,5 Millionen Menschen nutzen derzeit das Ticket, das als Nachfolger des erfolgreichen 9-Euro-Tickets schließlich im Mai 2023 für 49 Euro an den Start ging. Auch der Preis von 58 Euro, der seit Anfang 2025 gilt, hat an der Beliebtheit des Tickets, das bundesweit im Nahverkehr gilt, nichts geändert. In Hamburg gab es sogar einen Abo-Rekord: Auch dank großzügiger Subventionierung des Senats zählte man im März dort mehr als 1,2 Millionen Abonnenten.
Maßgeblich aus der Taufe gehoben hat es der scheidende Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos). Das geschah gegen den Widerstand der Verkehrsunternehmen, die Einkommensbußen beklagten, und nach langem Ringen zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung des Projekts. Schließlich einigte man sich – zunächst befristet bis 2025 – darauf, dass jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr von Bund und Ländern fließen sollten. Wissing sieht das Ticket mit Blick auf die Bahn auch als Digitalisierungsoffensive. „Es ist der größte Modernisierungsschub der letzten Jahrzehnte“, sagte er dem RND im März.
Eine neue Übersichtsstudie aller bisherigen Erhebungen zum D-Ticket, der Ariadne-Report des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, kommt zudem zu dem Schluss: Auch für die Umwelt ist das Ticket ein Erfolg. Statt zu Mehrverkehr hat es dazu geführt, dass Menschen öfter vom Auto auf den ÖPNV umstiegen: Zwölf bis 16 Prozent aller Fahrten mit dem Deutschlandticket sind der Studienlage nach Fahrten, die vom Pkw verlagert wurden. Vor allem Menschen, die den öffentlichen Nahverkehr vorher nur selten nutzten, taten das nun häufiger. Das Ergebnis: Bis zu 6,5 Millionen Tonnen CO₂ wurden pro Jahr eingespart.
„Mit steigenden Nutzerzahlen ist hier noch deutlich mehr möglich”, betont auch Dirk Flege, Geschäftsführer vom Bahn-Bündnis „Allianz pro Schiene“. „Wenn Arbeitgeber ihren Beschäftigten standardmäßig ein Jobticket anbieten, kann das der entscheidende Anreiz sein, das eigene Auto häufiger stehenzulassen.“ Zusätzlich brauche es aber ein deutschlandweites Sozialticket für 29 Euro, fordert Flege. „Das sollte 29 Euro kosten und aus dem Sozialetat finanziert werden“, sagt er dem RND.
Er begrüßt, dass im Koalitionsvertrag der Fortbestand des Deutschlandtickets für die nächsten Jahre zugesichert ist. Allerdings gibt es dort einen Finanzierungsvorbehalt. Und es seien mit Blick auf das Ticket noch viele Details offen, betont Flege. „Man sollte zum Beispiel bundesweit einheitlich regeln, ob Kinder, Hunde und Fahrräder auf dem Ticket mitfahren dürfen.“ Bislang wird dies von Verkehrsverbund zu Verkehrsverbund unterschiedlich gehandhabt. Reisende, die mit Kind, Hund oder Rad über Verbundgrenzen hinweg unterwegs sind, müssen also möglicherweise nachzahlen.
Großen Handlungsbedarf sieht Flege auch noch bei der Aufteilung der Einnahmen aus dem D-Ticket. „In den Bundesländern wird immer noch nach Wegen gesucht, nach welchen Kriterien das Geld an die Verkehrsverbünde zurückfließen soll und wie dies berechnet wird“, sagt Flege. „Hier steht eine Riesenstrukturreform an.“
rnd