Sprache auswählen

German

Down Icon

Land auswählen

Germany

Down Icon

Deutsche Bahn: Familienreservierung adé

Deutsche Bahn: Familienreservierung adé

Am Ende hat es nichts genützt. Die Deutsche Bahn zieht ihre Pläne durch. Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag hat der Konzern die sogenannte Familienreservierung abgeschafft. Dank der konnten Eltern bei Fernreisen mit der Bahn bislang zum Pauschalpreis beliebig viele Sitzplätze für ihre Kinder mit dazu buchen. Das ist nun vorbei. Ab sofort kostet jede Reservierung extra.

Mehrere Bundesminister hatten die Pläne der Deutschen Bahn (DB) in der vergangenen Woche scharf kritisiert. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Verantwortlichen ihre Pläne noch einmal überdenken“, sagte etwa Justiz- und Verbraucherschutzministerin Stefanie Hubig (SPD). Preiserhöhungen, die zulasten von Familien gingen, passten nicht in die Zeit. „Gerade für Familien ist bezahlbare Mobilität sehr wichtig.“

Ähnlich sieht es Umweltminister Carsten Schneider (ebenfalls SPD). „Da ist die Bahn völlig falsch abgebogen. Für die Umwelt ist es wichtig, dass Bahnfahren attraktiv ist, gerade auch für Familien“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Eine Petition des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) wurde bis zum Sonntag von mehr als 66 000 Menschen unterzeichnet. Das CDU-geführte Verkehrsministerium schwieg zu der Sache.

Von sofort an werden für eine Sitzplatz-Reservierung in der 2. Klasse 5,50 Euro fällig. Bislang waren es 5,20 Euro. In der 1. Klasse kostet die Reservierung 6,90 Euro statt bisher 6,50 Euro. Die Preise gelten unabhängig vom Alter der Bahnfahrer, werden also auch für mitreisende Kinder fällig. Bis zu einem Alter von 14 Jahren fahren sie ansonsten aber in Begleitung von Erwachsenen weiter kostenlos, benötigen also kein Extra-Ticket – nur eben die Sitzplatzreservierung, falls die Familie sichergehen will, dass sie auf beliebten Strecken auch zusammensitzen kann. Für eine vierköpfige Familie kosten die Reservierungen damit in Zukunft doppelt so viel wie bislang.

Monat für Monat immer neue Sparangebote

Die Bahn begründet den Schritt mit der „angespannten wirtschaftlichen Lage“, in der sich der Konzern befinde. Unterm Strich stand im vergangenen Jahr ein Minus von 1,8 Milliarden Euro; es war der fünfte Verlust in Folge. Insbesondere der Fernverkehr bereitet dem Management Sorgen. Das Geschäft mit ICEs und ICs ist eigentlich das Aushängeschild des Konzerns, doch hier läuft es zurzeit alles andere als rund. Die Pünktlichkeit verharrt seit zwei Monaten bei gerade einmal 62 Prozent, der Umsatz sinkt, der Verlust steigt. Dazu lag die Auslastung der Fernverkehrszüge im ersten Quartal 2025 bei gerade einmal 42 Prozent. Und wer Bahn fährt, der tut das kaum noch zum Normalpreis: 90 Prozent aller Kunden kauft mittlerweile Sparpreis-Tickets, an denen der Konzern natürlich weniger verdient.

Die Hoffnung darauf, dass sich Letzteres ändern wird, hat die Bahn mittlerweile aufgegeben – und denkt sich Monat für Monat neue Sparangebote aus, um immerhin die Auslastung in den Fernzügen zu steigern. Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Juni gibt es beispielsweise eine „Super Sparpreis Aktion für kurze Strecken“, die nun nur noch 6,99 Euro und nicht 9,99 Euro kosten. Das soll vor allem jene Kunden ansprechen und zurückholen, die zuletzt auf Regionalzüge umgestiegen waren, in denen Deutschlandticket-Besitzer quasi kostenlos mitfahren können. Außerdem hat die DB die Bahncard für junge Reisende bis 27 Jahren bis Ende des Jahres von 79,90 Euro auf 49,99 Euro reduziert. Auch hier handelt es sich um eine überdurchschnittlich preisbewusste Zielgruppe, die die Bahn wieder zurückgewinnen möchte.

Zudem rudert die Deutsche Bahn an einer Stelle zurück: Flexpreis-Tickets können von sofort an wieder kurzfristig – also bis einen Tag vor dem ersten Geltungstag – storniert werden. Der Konzern hatte das mit dem „großen Fahrplanwechsel“ im Dezember 2024 geändert. Seitdem war die Rückgabe solcher Tickets nach dem achten Tag vor Reiseantritt nur noch gegen eine Gebühr von zehn Euro möglich – ein Versuch der Fernverkehrssparte, für mehr Planungssicherheit und nebenbei noch für ein paar Extra-Einnahmen zu sorgen.

Auch an dieser Maßnahme hatte es in den vergangenen Wochen und Monaten jedoch massive Kritik gegeben, etwa seitens des Fahrgastverbands „Pro Bahn“, der sich nun auch gegen die Abschaffung der Familienreservierungen stellt. Er hatte die Acht-Tage-Frist als „nicht zeitgemäß“ bezeichnet. Die Deutsche Bahn sah das ein – und macht die härteren Stornierungsbedingungen wieder rückgängig. „Auf vielfachen Kundenwunsch“, wie es heißt. Die Bahn ist also durchaus bereit, frühere Entscheidungen zu korrigieren, wenn der Druck seitens der Fahrgäste groß genug ist. Eltern und Politikern bleibt dementsprechend die Hoffnung, dass diese Einsicht auch beim Thema Familienreservierungen noch einsetzt.

süeddeutsche

süeddeutsche

Ähnliche Nachrichten

Alle News
Animated ArrowAnimated ArrowAnimated Arrow